Milch & Zucker - Wo bleibt das Rezept für's Leben?
„Als Hausfrau und Mutter bist du ja auch Managerin“, antwortete Renate Götschl mit einem Lächeln auf die Frage unseres Moderators Werner Ranacher, ob es nicht schwer wäre, dass sie als mögliche Vizepräsidentin des Österreichischen Skiverbandes „nur mehr“ Managerin sein dürfe. Hier ein kleiner Rückblick auf unser Online-Promigespräch bei „Milch & Zucker – Wo bleibt das Rezept für’s Leben?“ am 12. Mai 2021 um 19:00.
Sport ist etwas ganz Wichtiges. Ihren Kindern, aber auch allen anderen Kindern genau das zu vermitteln, ist ihr ein ganz besonderes Anliegen. Sie selbst hat schon als kleines Kind Feuer fürs Skifahren gefangen und ist nach wie vor begeistert davon. Man lernt dabei seine eigenen Grenzen sehr gut kennen und das macht diesen Sport auch so interessant. Die Situation „Ich mag/kann nicht mehr. Ich komme an meine Grenzen.“ kennt Renate Götschl ebenso, aber sie sieht es als psychische Leistung, sich nicht unterkriegen zu lassen. Das sind Lernphasen fürs Leben, die einen ans Ziel bringen können. In Bezug auf den Spitzensport ist sich Renate Götschl sicher, dass er nicht nur den Körper, sondern auch den Geist fit hält bzw. fit werden lässt. Und deshalb ist Sport auch für Kinder schon wichtig. Außerdem erfahren Kinder (z. B. im Skiclub) Gemeinschaft, Spaß, Gruppendynamik und auch Selbstwirksamkeit.
Mit den Kids zu schimpfen, wenn etwas nicht wie geplant funktioniert hat, kommt ihr nicht in den Sinn, denn damit wird die Motivation der Kinder nicht hervorgeholt, sondern eher das Gegenteil tritt ein. Kinder müssen lernen, mit Enttäuschungen umzugehen. Deshalb verwendet sie eher Aussagen wie „Beim nächsten Mal hast du die nächste Chance.“. Ihr ist auch wichtig, Kindern die Möglichkeit zu bieten, Verschiedenes auszuprobieren. Alles natürlich ohne Zwang.
Denn wenn man Spaß an der Sache hat, können auch Rekorde gebrochen werden. Und für Renate Götschl ist das Wort „Rekord“ kein Fremdwort. In ihrem „Wohnzimmer“ gewann sie z.B. 11 Weltcuprennen. Eine Bestmarke, die erst einige Jahre später übertroffen wurde. „Cortina könnt‘ ich blind auch hinunterfahren“, meinte sie.
Durchhaltevermögen, Ziele und das, was man erreichen will, vor Augen zu halten, nicht locker zu lassen und 120 Prozent zu geben gehören dazu, um an der Weltspitze mitmischen zu können. „Man lernt nie aus“, meinte sie außerdem und so gestaltet sie auch ihr Mama-Sein, denn sie ist der Meinung, dass auch Kinder viele Lernphasen brauchen und deshalb sagt sie ihren Kindern: „Wenn du es wissen willst, wie etwas ist, musst du es selbst ausprobieren.“ Dabei lernen auch Kinder ihre eigenen Grenzen kennen.
Pokale/Medaillen haben für Renate einen ideellen Wert: „Das habe ich für mich erreicht.“ Sie weiß das wertzuschätzen. Jeder Weltcupsieg ist etwas Besonderes, weil so viele dorthin trainieren und es nicht schaffen. Aber ein Sieg bleibt ihr ganz speziell in Erinnerung: Ihr erster Weltcupsieg mit 17 Jahren, da sie damit überhaupt nicht rechnen konnte. Damit entstand aber auch der Druck, diesen Sieg zu wiederholen, was sie bekanntlich mit Bravour geschafft hat. Ihre fünf Abfahrtsweltcupkugeln und der Sieg im Gesamtweltcup haben für sie einen hohen Stellenwert, da es Zeichen dafür sind, dass sie über ganze Saisonen hinweg gute Leistungen erbracht hat. Wichtig ist dabei, dass man gesund bleibt (was bei ihr zum Glück großteils der Fall war) und die Ernährung dementsprechend auslegt. Da Renate auf einem Bauernhof aufgewachsen ist, hat sie dieses Thema schon sehr früh geprägt. Sie schätzt die Qualität der Lebensmittel und achtet auch auf deren Herkunft und ihre Biozertifizierung.
Glaube und Religion spielen in ihrem Leben ebenfalls eine große Rolle. Es sei für sie ein „Anker“. „Da bin ich jederzeit willkommen, egal wo.“ Ihre Familie besitzt sogar eine eigene Kapelle. Oftmals führte sie Zwiegespräche – Gespräche, um mit ihr innerlich etwas auszumachen – auch schon als Kind. Nach einem Rennen im Ziel DANKE zu sagen, wenn sie unten heil ankam, war für sie wichtiger als vor dem Rennen sich zu „bekreuzigen“.
Somit ist auch klar, dass sie immer auf ihr Bauchgefühl hört und nicht alles „zerdenken“ muss und sie immer mit viel Gefühl den Berg hinunter rauschte.
„Auf jeden Fall“, mutmaßte Renate Götschl zum Abschluss noch, „würde Jesus Skifahren. Er könnte alle Bereiche abdecken!“ Abfahrt, Super-G, Riesentorlauf, Slalom.
Das gesamte Interview wurde aufgezeichnet und ist hier nachzusehen.